Bienen(er)haltung / Bienenpflege

Wesensgemäße Bienenhaltung bedeutet für uns, sich mit Herz & Verstand (Herzdenken) ganz auf die Bienen einzulassen.

Wenn wir mit offenem Herzen und wachem Verstand die Bienen beobachten, spüren und erkennen wir auch ihr Befinden. Zugegeben: Im Alltag ist dies nicht immer ganz einfach umzusetzen... – wir können es uns jedoch fest vornehmen. Und alles, was wir uns ins Bewusstsein holen, kommt ja bekanntlich auch ins Dasein.

Eine Anregung haben wir von Dr. Johannes Wirz (Mellifera-Vorstand) erhalten. Er spricht jedes Mal, bevor er an seine Bienenstöcke geht, folgenden Vers:

Sonnen geboren, Menschen verwandt
Ich bewundere Eure Weisheit
Ich bewundere Eure Schönheit
Ich danke Euch, dass ich
Mit Euch leben darf
Von Euch lernen darf
Mit Euch arbeiten darf.

 

Lebenslanges Lernen mit den Bienen

Für uns ist ganz klar, dass es kein starres Konzept für DIE wesensgemäße Bienenhaltung geben kann. Durch die Beziehung zwischen dem Mensch als Bienenhalter und dem Bienenwesen entwickelt sich eine individuelle, organische Kultur, die sich immer wieder an aktuelle Situationen anpasst. Dazu gehört auch, nicht im Gestern verhaftet zu bleiben – sondern couragiert & kreativ nach Lösungen zu suchen.

Die aufgeführten Grundsätze der Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle verstehen wir nicht als Dogma – vielmehr spiegeln sie unsere Sichtweise strukturiert wider.

  • Der Schwarmtrieb bildet die Grundlage von Völkervermehrung und Zucht.
  • Auf künstliche Königinnenzucht und Ablegerbildung kann daher verzichtet werden.
  • Auf großen Naturwaben entwickelt sich das Brutnest als geschlossene Einheit.
  • Die Brutwaben werden als mobiler Naturwabenbau ohne Mittelwände gebaut.
  • Jedes Volk hat so viel Drohnenbrut und Drohnen, wie es seinem Bedürfnis entspricht.
  • Die Behandlung der Varroamilbe findet ausschließlich mit organischen Säuren statt.
  • Das Winterfutter wird mit eigenem Honig und Kräutertees aufgewertet.
  • Bienenwohnungen bestehen nur aus Holz und Stroh.
  • Der Honig wird weder beim Schleudern noch zum Abfüllen erwärmt, sondern vor dem ersten Kristallisieren in Verkaufsgebinde abgefüllt.

(Quelle der Grundsätze: www.imkerei-fischermuehle.de)

 

Der Begriff „Bienenhaltung“ ist seit langer Zeit etabliert. Wir widmen uns immer wieder dem Aspekt, ob dieses Wort zu unserem Verständnis passt... Zwei Fragen drängen sich förmlich auf: „Wie ist unsere Haltung den Bienen gegenüber?“ und „Möchten wir unsere Bienen überhaupt halten?“
Halten...behalten wollen...an sich binden... könnte auch eine Zwangsgemeinschaft mit Nebenwirkungen hervorbringen.

Johann Thür hat 1946 das bemerkenswerte Buch geschrieben, „Bienenzucht – Naturgerecht, einfach und erfolgssicher“, in dem er seine Antwort auf die schon damalige Zunahme von Bienenkrankheiten gibt.

Auszug:

Vor zwanzig Jahren, auf der Wanderversammlung 1925 in Wien, hielt einer unserer feinfühligsten Beobachter, der seinerzeitige Leiter der österr. Imkerschule, Ökonomierat Weippl, einen Vortrag, wo er unter anderem ausführte:

„Immer und immer wieder wird in Vorträgen und in der Fachpresse auf die wilde Biene im Walde hingewiesen, die, ganz auf sich selbst angewiesen, ohne irgendwelche Nachhilfe, sei es durch Fütterung, Mittelwände, Waben oder sonstige Pflege, doch prächtig gedeihe, denn, wird diese letztere Behauptung begründet, sonst wäre sie längst ausgestorben. Und endlich ist die von der Schöpfung der wilden Biene im Walde zugewiesene Wohnung eine ihr weit angemessenere und bessere als der kunstvollste und bestkonstruierte Bienenstock: der hohle Baumstamm, im Innern morsch, daher ungemein warmhaltig, nicht nässend, im Sommer undurchdringlich für übermäßige Wärme, die Waben allseitig an die Wände angebaut, nicht kulissenartig frei hängend wie im Rähmchen, für uns Imker freilich die unzweckmäßigste, für die Bienen aber die unübertrefflich beste Wohnung. Die Lebensbedingungen der wilden Biene im Walde sind weit besser als die unserer Hausbienen und diese Nachteile können wir nur durch sorgsamste Pflege, möglichsten Schutz und entsprechender Fütterung wenigstens teilweise, nie aber voll und ganz ersetzen.“